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ADMIN

Hallo Micha,

Du bringst es auf den Punkt: Ein Objektiv, mit dem Du beispielsweise gut Schmetterlinge im Garten fotografieren kannst, eignet sich nur bedingt bis gar nicht für die Fotografie von so winzigen Kleinlebewesen wie Kugelspringern. Der Haken ist nun: Du musst Dich für eine Sache entscheiden, wenn Du Dir nur ein weiteres Objektiv zulegen möchtest.

Gehen wir erst einmal generell vor:

Die universellste Makro-Brennweite liegt so um die 100mm (je nach Hersteller 90 bis 120mm). Mit dem bereits vorhandenen 70er Makro liegst Du also schon relativ deutlich darunter. Da Du aber dennoch gemäß Deiner obigen Angaben primär im "universellen" Motivbereich arbeiten möchtest, sollten wir uns auch dorthin orientieren.
Anders sähe das aus, wenn Du zukünftig insbesondere den kleinsten unserer noch sichtbaren Tieren auf die Pelle rücken möchtest; dann würde ich Dir ein Spezialobjektiv empfehlen, ohne das Du kaum befriedigende Ergebnisse erzielen würdest. Mehr dazu erfährst Du in unserer in Arbeit befindlichen nächsten Spezialausgabe Nr. 4 der MAKROFOTO in sehr detaillierter Form. Sie wird voraussichtlich noch dieses Jahr erscheinen.

Ein Hauptvorteil von noch längeren Makro-Brennweiten als die oben von mir formulierten "so um die 100mm" – also Makrobrennweiten von 150mm und mehr – liegt in einer großen Aufnahmeentfernung. Sie eignen sich hervorragend für beispielsweise Insekten oder Amphibien mit großen Fluchtdistanzen (z.B. Libellen, auch Schmetterlinge, oder Frösche in einem Teich). Das klingt zwar erst einmal so, als sei das mit der großen Aufnahmeentfernung generell ein Vorteil. Ist es aber nicht! Denn eine große Aufnahmedistanz bedeutet auch, dass zwischen Objektiv und Motiv viel Raum ist. Und in diesem Raum kann sich sehr viel Hinderliches befinden, durch das man dann durchfotografieren muss – was also sehr störend sein kann.
Ein guter Einsatzzweck für lange Makrobrennweiten ist zum Beispiel die Fotografie von Libellen, die sich bei der Jagd gerne auf erhöhte Ansitze postieren. Sie verfügen oft über eine recht hohe Fluchtdistanz, sodass es also von Vorteil ist, beim Fotografieren einen größeren Abstand zu haben. Und aufgrund der hohen Ansitz-Position befinden sich in der Regel auch nicht übermäßig viele andere (störende) Pflanzen in der "Schussbahn". In solchen Situationen spielen die langen Makrobrennweiten ihre Vorteile aus.
Anders herum stelle Dir mal vor, Du legst Dich mit einer langen Brennweite ins Gras oder ins Blumenbeet im Garten, um eine Biene aus tiefer Perspektive ("Augenhöhe-Perspektive") zu fotografieren. Da befindet sich dann mal schnell zischen Objektiv und Biene der halbe Garten. Da muss man erst mal mit dem Rasenmäher dazwischen fahren... :-).

Somit sind wir also im mittleren Makrobrennweiten-Bereich. Und hier nenne ich mal zwei sehr gute, aber auch sehr unterschiedliche Makroobjektive für Deine Kamera (Sony-E-System) im etwas niedrigeren Preissegment (es gibt noch mehr, die sind dann aber auch deutlich teurer). Und: Beide Objektive stellen einen spürbaren Unterschied zu Deinem bereits vorhandenen 70er Macro dar.

Sigma 105mm f/2.8 DN Macro

Dieses 105er Makro ist ein hochmodernes, gutes Makroobjektiv, das alle Automatikfunktionen unterstützt. Wenn Du also gerne mit Autofocus und automatischer Blendensteuerung usw. arbeiten möchtest, wäre dieses Objektiv eine gute Wahl.

LAOWA 100mm f/2.8 Ultra Macro APO (bereits von Dir oben genannt)

Ein sehr interessantes Objektiv, das sich aber vom oben genannten Sigma in folgenden Punkten deutlich unterscheidet:

  • Es verfügt über eine andere Abbildungscharakteristik! Dieser Punkt ist meines Erachtens der wesentliche. Es zeichnet insbesondere die Unschärfen anders. Man könnte fast sagen, es hat eine Zwischenstellung zwischen modernen Objektiven und dem, was wir hier bei Makrotreff unter Vintage-Makrofotografie verstehen. Die Punktschärfe jedoch ist auch bei Offenblende absolut vom Feinsten – da ist es ein hochmodernes Objektiv! Und: Das LAOWA bringt die Farben anders, man könnte sagen etwas pastelliger.
     
  • Das LAOWA ist ein manuelles Objektiv. Du musst also Blende und Schärfe von Hand einstellen. Das ist kein generelles "Problem", dennoch ein großer Unterschied zum oben genannten Sigma.


Wenn Du also modern Arbeiten möchtest mit einer leichten Betonung der künstlerischen Ausrichtung, wäre dieses Objektiv eine sehr gute Wahl.

Liebe Grüße 

Roland

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