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Makronist

Hallo Gerhard.

Deine Vermutung zum Negativraum ist korrekt, so würde ich es auch sehen. Du nennst zudem noch weitere wichtige Aspekte der Minimalisten: den Drittelpunkt und die fast grafische Gestaltung (der Pfahl).

Ich glaube, diese Art zu fotografieren ist eine ganz wichtige (wenngleich ich nicht so weit gehen würde, sie eine Kategorie oder gar Kunstrichtung zu nennen, aber dazu später mehr). Ich halte sie deshalb für wichtig, weil sie den Blick schärft für die Aussage eines Bildes.

Oftmals begehen wir den Fehler (ich meine damit nicht dich), dass wir zuviel in ein Bild packen, dass wir alles zeigen wollen, was wir gesehen haben. Wir lassen dabei außer Acht, dass unser Hirn automatisch eine Wahl nach individueller Bedeutsamkeit vornimmt. Diese Bedeutsamkeit bewirkt, dass wir nur das uns Interessierende wahrnehmen. Ein Betrachter kennt unsere individuelle Bedeutsamkeit aber nicht, und er sieht all das, was unser Hirn ausgeblendet hat: im schlimmsten Fall auch den Zaun und den Abfallkorb am Rand der wunderschönen Landschaft. 

Der minimalistische Ansatz zwingt uns dazu,

  • genauestens sowohl das Motiv als auch seine Umgebung zu betrachten
  • aufmerksam für alles zu sein und einen buchstäblich eigenen Blick zu entwickeln 
  • zu lernen, uns auf die Aussage unseres Bildes zu konzentrieren und sie zu gestalten lernen
  • jenseits der technischen Perfektion dem Bild eine Seele zu geben

All das sind Fähigkeiten, die durchaus auch jeder anderen Sparte der Fotografie zugute kommen! Deshalb ist es egal, ob wir Menschen-, Landschafts-, Architektur- oder Makrofotografie betreiben. Diese Fähigkeiten sind in meinen Augen eine Grundvoraussetzung dafür, besondere Bilder machen zu können (daher würde ich minimalistische Fotos nicht als eigene Kunstform bezeichnen, sondern eher eine Übung).

Also versuch es ruhig weiter in diese Richtung! Du kannst nur davon profitieren - und wir weiter lernen.

Viele Grüße

Mainecoon

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