Futter fassen

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ADMIN

Hallo Joachim,

dieses Foto möchte ich – auch stellvertretend für Deine anderen Bildeinstellungen – genauer besprechen.

Motiv-Interpretation

Du hast eine Schwebfliege auf einer Blüte fotografiert. Was mir als Betrachter als erstes auffällt, ist die Tatsache, dass der Protagonist von mir wegschaut – also nicht nur nicht zu mir hinschaut (das muss er auch nicht unbedingt), sondern fast schon gezielt wegschaut. Du hast die Fliege so deutlich, so konsequent von hinten fotografiert, dass dies wie eine Botschaft wirkt; und die ist nicht einladend!
Es ist sinnvoll, ein Tier entweder seitlich oder mit einer mehr oder weniger deutlichen Zuwendung zum Betrachter zu fotografieren.

[Anmerkung: Hierzu gibt es, wie zu fast allen Regeln in der Fotografie, Ausnahmen. Aber die lasse ich hier mal außen vor. Ich konzentriere mich zunächst auf die Regel – bis diese beherrscht wird, dann kommen die Ausnahmen...]

Es wirkt also wesentlich freundlicher, wenn die Fliege sich nicht deutlich vom Bildbetrachter abwendet. Es kann zwar eine Weile dauern, bis man so so erwischt, besser gesagt, bis sie es aushält, dass man sich ihr von vorne nähern kann, aber die Bildergebnisse werden deutlich besser. 

Bildaufteilung

Bei vielen Deiner Fotos, so auch hier, befindet sich Dein Hauptmotiv in der Bildmitte. Dies ist in der Regel (da haben wir das wieder mit der Regel) der relativ langweiligste Bildaufbau.

LÖSUNG:
Bereits beim Fotografieren darauf achten, dass sich das Hauptmotiv entlang der Drittellinien und/oder im Goldenen Schnitt befindet. Dabei auch immer darauf achten, dass das Lebewesen (ein Tier, aber auch eine Pflanze) ins Bild schaut, nicht aus ihm heraus. Dadurch entsteht Bildraum. Beispiel: Eine nach links schauende Fliege sollte auf die rechte Drittellinie gesetzt werden, sodass sie nach links in den freien Bildraum schaut – und damit diesem Raum entsprechende Bedeutung und Wirkung verleiht.

Belichtung

Das Foto ist über alle Werte hinweg zu dunkel, somit also zu dunkel belichtet.

LÖSUNG:
Nachträgliche Aufhellung über alle Werte. Dies wird den Rauscheindruck verstärken. Alleine schon deshalb ist es sinnvoll, bereits während der Aufnahme auf eine korrekte Belichtung zu achten.

Schärfe

Das Bild weist nirgendwo die Schärfe auf, die das vermutlich eingesetzte 2.8/105mm Macro von Nikon (nächstens bitte die Objektivbezeichnung vollständig angeben) zu leisten imstande ist. Da ISO-Wert und Blende passen, liegt es wohl an einer leichten Verwackelung (Mikro-Verwackelung); die entstehen im Makrobereich sehr schnell – auch bei einer 1/400 Sekunde Verschlusszeit.

LÖSUNG:
Entweder Verschlusszeit verkürzen oder auf eine ruhige Kamerahaltung achten. Zur Not mit Stativ arbeiten. 

Schärfentiefe

Die Schärfe liegt bei der Schwebfliege auf dem zur Kamera zeigenden Hinterleib. Die Augen liegen dahinter – und sind somit unscharf. Die Augen müssen aber scharf sein; sie sind das erste, worauf der Bildbetrachter schaut, selbst dann, wenn sie wegschauen.

LÖSUNG:
Beachtung der Regel: Augen müssen immer scharf sein!

Hintergrund

Blende 8.0 sorgt zwar für reichlich Schärfe auf der Schwebfliege, bedingt aber ebenso die Unruhe im Hintergrund. Insbesondere die hellen Linien lenken stark vom Hauptmotiv ab.

LÖSUNG:
Entweder Motivsituationen suchen, in denen weniger störende Strukturen im Hintergrund sind, oder die Blende soweit öffnen, bis sich störende Strukturen ausreichend in Unschärfe auflösen.

Wie bereits angesprochen, treffen einige der hier aufgeführten Punkte auch auf andere Bildeinstellungen von Dir zu. Deshalb führe ich sie dort nicht nochmals auf.

Die vielen angesprochenen Punkte sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es Dir hier gelungen ist, eine sehr schöne Schwebfliege aus kurzer Distanz aufzunehmen.

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland 

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