Die Natur schläft nie...

Wir haben Mitte Januar, Schnee wechselt sich mit Regen ab, es ist matschig und unangenehm. Doch die scheinbare Ruhe trügt, die Natur bereitet sich schon wieder auf den nahenden Frühling vor. Diese männlichen Haselnuss-Blüten sind in den Startlöchern. Als Frühblüher sind sie im Frühjahr eine der ersten Pollenquellen Bienen.

Das Bild ist eines der ersten Makros die ich gemacht habe, und das erste dass mir wirklich  gut gefällt. 

Freihand, kein Blitz, kein Reflektor, kein Beschnitt

 

Kommentarbereich

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ADMIN

Tolles Januar-Motiv!

Hallo Anthophora,

herzlich willkommen bei Makrotreff!

Dein Foto weist eine klare, ansprechende Komposition auf: Die Linienführung der Blüten"kätzchen" und des Astes, an dem sie hängen, harmonieren miteinander. Zwei Aspekte spreche ich an:

Schärfe / Schärfentiefe

Du hast die relativ geringe Schärfeebene der Blende 5.0 kurz vor die Mitte der vorderen Blüte gelegt. Ihre Spitze sowie die gesamte hintere Hälfte liegen davor bzw. dahinter, sind also unscharf. Der Schärfebereich selbst ist relativ gering.

Dies ist bei geringer Vergrößerung nicht auf den ersten Blick sichtbar, bei starker Vergrößerung allerdings schon. Das Betrachterauge sucht bei den fein abgegrenzten Blütenschuppen nach Schärfepunkten, bei denen es verweilen kann – und stellt nach einigem Hin- und Herschauen fest, dass diese nur in einem schmalen Band vorhanden sind. Alle übrigen Bereiche sind unscharf, aber zu wenig unscharf, um dies sofort zweifelsfrei erkennen zu können. Auch ist nicht sofort erkennbar, welchen Mehrwert diese (leichten) Unschärfen hinsichtlich der Bildaussage bringen. Anders ausgedrückt: Was willst Du dem Betrachter damit sagen?

LÖSUNG:
Hier sind wir bei der Lage der Schärfeebene. Wenn Du die Schärfeebene exakt im rechten Winkel auf die längliche Blüte ausrichtest, ist ihre Oberfläche auch auf gesamter Länge scharf (Blende 5.0 wird allerdings auch bei rechtwinkliger Ausrichtung nicht ausreichen, die beiden Seitenränder der länglichen Blüte mit zu erfassen). Dazu müsstest Du die Perspektive entsprechend ändern – was zur Folge hätte, dass die oben angesprochene Gesamtkomposition mit der ansprechenden Linienführung verändert würde.

Würdest Du den Winkel zur länglichen Blüte noch flacher wählen, wäre ein noch geringerer Teil der Blüte innerhalb der Schärfeebene. Allerdings würden dann die Bereiche davor und dahinter sehr schnell und damit deutlich in die Unschärfe verlaufen. Der eigentliche Schärfepunkt würde betont (und das Betrachterauge damit eindeutig gelenkt), wäre aber bei diesem Ausschnitt sehr klein – zu klein! Du müsstest näher ran ans Motiv, also den Abbildungsmaßstab vergrößern.

Auch bei dieser Lösung würde die Bildkomposition komplett verändert.

Fazit:
Entweder Du formulierst tatsächlich die Bildidee neu und komponierst damit das Foto vollkommen neu. Oder Du wendest bei gleicher Bildkomposition eine andere Technik an, die Focus Stacking-Technik. Denn auch ein weiteres Verschließen würde bei diesem Aufnahmewinkel nicht genügend Schärfentiefe liefern. Dies erreichst Du nur mittels Focus Stacking.

Hintergrund

Der Hintergrund ist relativ homogen grau. Dies steht in Harmonie zum Gesamtmotiv und seiner Jahreszeit.

Eine Kleinigkeit ist etwas ungünstig: In der oberen linken Bildecke liegt ein hellerer Bereich. Er öffnet das Bild dort oben. Dieser helle Fleck ist diffus, ja fast unauffällig. Und dennoch hat er diese bildöffnende Wirkung. Das ist die Kraft heller Bildbereiche.

LÖSUNG:
Per Bildbearbeitung entfernen. Dies ist rasch und unkompliziert möglich.

Unabhängig von dem Aspekt mit der Schärfe und der wirklich winzigen Kleinigkeit des hellen Flecks oben links ist Dir ein kompositorisch sehr ansprechendes Bild gelungen, dass einen typischen Aspekt der aktuellen Jahreszeit zeigt. In den kommenden Wochen werden die Farbränder entlang der Schuppen kräftiger, die Schuppen selbst werden sich öffnen. Dieses Motiv bleibt also interessant!

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

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Makronist

Vielen Dank Roland für deine wirklich hilfreichen Gedankenanstöße! Focus-Stacking ist eine interessante Methode an der ich mich in der Zukunft irgendwann versuchen möchte. Ich mache im Augenblick ja meine ersten Gehversuche in der Makrofotografie und hatte schon alle Hände voll damit zu tun einen ansprechenden Bildaufbau mit korrekter Schärfe und suboptimalen Lichtverhältnissen (sehr wenig Licht durch dick verhangener Himmel) unter einen Hut zu bekommen. Der von dir angesprochene Aspekt der Schärfentiefe als unterstützendes Gestaltungsmerkmal ist mir völlig entgangen. Aber du hast absolut recht und ich möchte mir vornehmen in Zukunft besonnener an mein Motiv heran zu gehen und auch diesen Aspekt bewusst mit in die Bildgestaltung aufzunehmen. Mein Anspruch an mich selbst ist, zunächst einmal die Technik (sowohl Kamera als auch gestalterisch) zu beherrschen, bevor ich mir ein weiteres Gestaltungsmittel mit neue Möglichkeiten dazuhole. Sei es nun Stativ, Kunstlicht oder Focus-Stacking.

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