Bokeh or not Bokeh?

Gerade beim Stacken mit relativ offener Blende und hohem ABM (hier 2:1) erhält man oft einen öden Hintergrund (Bild 2). Ist er dann noch mit einem störenden Element (grüner Stängel) versehen, ist es ganz vorbei. Was tun?

Methode 1: Versuchen, das störende Element wegzuretuschieren (was bei einem so homogenen Hintergrund gar nicht so leicht ohne Artefakte abgeht) oder

Methode 2: Ein "Bokeh-Bild" in den Hintergrund weich mit einbetten (vgl. Bild 1) Der grüne Strempel fällt dann längst nicht mehr so auf. Diese Methode habe ich dem Buch von Alexander Mett entnommen (der einen Großteil seiner "exterm-Wildlife-Fotos" so bearbeitet. Es ist in der Tat ziemlich einfach, man benötigt keine präzise Maske etc.

Schließlich könnte man - wenn man sonst nix zu tun hat - natürlich auch retuschieren und ein Bokeh einbauen..

Was haltet ihr von solchen Manipulationen? 

Schöne Grüße

Uli 

 

 

Kommentarbereich

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Makronist

Hallo Uli,

jetzt sprichst Du aber ein Thema an, dass m.E. mehr oder weniger eine Glaubensfrage ist.
Fange ich doch mal mit Deinen Bildern an. Bild 1 besticht durch das hinzugebastelte Bokeh, Bild zwei wirkt dagegen im direkten Vergleich etwas trister. Dabei finde ich die Weinflasche mit Korken im Hintergrund jetzt gar nicht sooo stöhrend bei diesem Motiv. War mal bei A. Mett auf der Seite. Da finde ich, dass in der Übersicht der Bilder schon auffällt, dass das Bokeh oft sehr ähnlich ist. Das würde mich stören, wenn die Bilder zu einheitlich werden. Da ist vermutlich die Herausforderung sich ein Portfolio solcher Bilder zuzulegen, da ich vermute, dass auch nicht jedes funktioniert und es viel Fingerspitzengefühl erfordert das geschmackvoll zu gestalten. Ist Dir oben gelungen, da stört mich nur das lila rechts vorne über dem weißen  Blütenblatt.

Generell mag ich es so wie es die Natur uns liefert. Für mich ist die Herausforderung es so zu gestalten das es ein tolles Bild wird. Ansonsten wäre das für mich auch nicht mehr unbedingt Wildlife. Das ist bei Tieren eine echte Herausforderung für mich, da die Kollegen meistens nicht genug Geduld für die langsame Fotografin haben.

Wenn es aber z.B. das Hammermotiv ist und durch den Hintergrund aufgewertet wird. Why not. Dann aber bitte dazuschreiben, dass es halt nicht mehr Natur-Pur / Wildlife ist. Aber da gehen die Meinungen echt außeinander, ich hörte schon von mitgebrachten HIntergründen die platziert werden, damit es passt. Nicht mein Fall. Da ich ja ein kreatives Spielkind bin, würde mich trotzdem interessieren wie man das denn macht, mit dem Bokeh weich hineinbetten. Würdest Du das verraten?

Zusammenfassend, bitte so wie es die Natur bietet und nur in absoluten Ausnahmefällen photoshoppen.

Ich hoffe Du kannst aus meinem Geschreibsel herauslesen was ich meine.

Lieben Gruss

Frauke

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Makronist

Vielen Dank, Frauke, für deine ausführliche Stellungnahme. Ich stimme in weiten Teilen mit dir überein: Wenns geht, ohne Pfusch! Insbesondere Software, die z.B. den ganzen Himmel bei Landschaftsaufnahmen ersetzt, verändert dadurch ja komplett das Wesen (die Stimmung) der Aufnahme.

Am anderen Ende der Skala sind Mikroskopaufnahmen, die notgedrungen (fast) immer Studioaufnahmen sind. Manche Fotografen isolieren das Objekt und machen dann den Hintergrund entweder komplett schwarz oder komplett weiß. Das finde ich aber in der Regel auch nicht sehr ansprechend. Ich versuche auch hier, den Hintergrund irgendwie in Beziehung zum eigentlichen "Hauptdarsteller" zu bringen (wobei ich immer Gefahr laufe, das zu übertreiben. Auch bei Bild  1 habe ich (hier allerdings bewusst) übertrieben, um den Effekt klar sichtbar zu machen).

Wie das "einbetten" genau geht, möchte ich hier nicht veröffentlichen, da die Methode ja nicht von mir stammt. Das Buch von Alexander Mett ist jedoch - egal wie man zu dieser Bokeh-Methodik steht - sehr zu empfehlen: Da sind wirkliche Hammerfotos drin!

Viele Grüße

Uli

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Makronist

Uli, wie Du sagst, ist die Aufnahme eh eine Studioaufnahme und ist damit nicht natürlich. Daher ist es aus meiner Sicht egal, welcher künstlicher Hintergrund verwendet wird.

Wo ich euch beiden Recht gebe ist, dass der Hintergrund zum Motiv passen muss. Das ist dir bei diesem Bild aber auch sehr gut gelungen.

Gruß, Klaus

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Makronist

Hallo Klaus,

dieses Bild (Eichelbohrer) ist kein reines Studiobild, sondern  ein "Outdoor-Studiobild," also mit Stativ, motorisierter-Makroschiene und Blitz. Der Aufbau ist aber noch problemlos mit dem Radl transportierbar. Nur: den Hintergrund suchen sich die Tierchen trotzdem nicht immer optimal aus, und man muss froh sein, wenn sie mal ein paar Sekunden ruhig halten. Das kennst Du ja sicher selbst.

Worauf ich mich oben bezogen habe, sind meine Mikroskop-Aufnahmen. Letzteres wiegt mittlerweile ca. 60kg,die krieg ich nicht mehr auf den Gepäckträger!

Danke für den Beitrag, Viele Grüße,

Uli

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MOD

Hallo Uli,

also mir persönlich gefällt dein zweites Bild viel besser. Es wirkt klarer und bringt den Käfer noch besser zur Geltung. Danke für das Beispielbild. Hierdurch wird die Sache sehr deutlich.

Ich stehe auch auf dem Standpunkt, wenn es irgendwie geht, sollte man beim Original HG bleiben. Ich verstehe aber auch, dass das bei Extremmakros anders sein kann. Da wäre es für mich okay. Einen ganzen Himmel auszutauschen oder Wolken einzufügen etc. bei Landschaftsaufnahmen finde ich nicht in Ordnung ,sondern sehe das eher als  Betrug am Betrachter. Auch in Zeitungen findet man jetzt immer häufiger manipulierte Aufnahmen, bei welchen man deutlich den Eingriff bemerkt. Total überzeichnet,teils in unmöglich schrillen Farben, die in der Natur so nie vorkommen würden. Das mag ich gar nicht.

Es braucht eben ein Händchen dafür so zu arbeiten, dass ein Bild eine Ausstrahlung bekommt.Dir  ist das bisher  immer glänzend gelungen.

Danke für das Vorstellen und Einbringen dieses interessanten Themas hier im Forum. Das eröffnet die Möglichkeit manches mit anderen Augen zu sehen.

Liebe Grüße

Gabi

 

 

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