Eintagsfliege - nach der Dusche

Hallo zusammen, ich experimentiere gerade mit meinem neuen Laowa Objektiv auf meiner Sony Alpha 6000 und wäre für Kommentare offen.

SG aus Bayern

Hirsch

Kommentarbereich

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Makronist

Hallo, Hirsch,

herzlich Willkommen auf Makrotreff!

Du schreibst leider nicht, welches Laowa du angeschraubt hast, aber ich vermute mal, das 25mm 2.8? Auch würde mich interessieren, wie viele Bilder du mit dem Objektiv schon gemacht hast? War das eines der ersten, oder hast du schon einige damit gemacht, bevor dir dieses gelang?

Ich frage zum einen, weil ich dich um deine Einschätzung des Objektivs bitten möchte, das ich für interessant halte. Zu anderen aber führt mich das zu Fragen, deinen Ausschnitt betreffend.

Ging es dir darum, einfach ein Gefühl für extreme Nahaufnahmen zu bekommen, und du hast einfach "mal draufgehalten"? Oder wolltest du gezielt den Körper aufnehmen? Es wäre ja durchaus reizvoll gewesen, die Tautropfen auf den filigranen Flügeln zu zeigen oder einen der beiden besonders großen Tropfen links am Unterbauch oder rechts vor dem Gesicht. Vielleicht hast du ja auch solche Aufnahmen gemacht, zeigst sie hier aber nicht?

Worauf ich hinaus will: Mir erscheint dieses Foto wie ein nicht glücklich gewählter Kompromiss zwischen weiter weg und noch dichter ran. Was ich bei einem noch geringeren Abstand aufgenommen hätte, habe ich ja oben skizziert. Weiter weg hätte den Vorteil gehabt, das Tier vielleicht in Gänze zu zeigen.

Aber, wie gesagt, ich kenne die Umstände und Hintergründe der Aufnahme nicht. Jedenfalls freue ich mich, dass du zu uns gefunden hast, danke dir, dass du mich auf ein interessantes Objektiv aufmerksam gemacht hast, und freue mich auf weitere Bilder von dir!

Viele Grüße!

Mainecoon

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Makronist

Servus Mainecoon,

vielen Dank für deine Rückmeldung. Die Aufnahme erfolgte mit dem Laowa 25mm F 2,8. Das Bild ist nicht beschnitten. Es wurde ohne Blitz und zusätzliche Beleuchtung aufgenommen.

Ich bin mit dem Ausschnitt auch nicht zufrieden. Für mich ist trotzdem die Beurteilung des handwerklichen Ergebnisses nach dem Stacking interessant. Die Ergebnisse von anderen Bildern in dem Forum sind m. E. in der Regel besser.

Zum Objektiv: Um genügend Schärfentiefe zu bekommen, fotografiere ich "draußen" nur mit Blende 4 und 5,6. Die Blende 8 setzt m. E. zusätzliches Licht voraus. Die Schärfe steuere ich über einen Makroschlitten. Mein Schlitten von Novoflex lässt sich leider nicht immer fein genug bewegen, so dass ich öfters wegen mangelnder Überlappung Schlieren in meine Stack bekommen. Weiterhin ist die Auswahl des Bildausschnitts bei großer Vergrößerung mit meinem Kugelkopf schwierig; es sollte ein 3-Wege-Neiger eingesetzt werden.
Die optischen Eigenschaften und die Verarbeitung des Objektivs sind, sofern ich es beurteilen kann, gut und der Preis ist angemessen.

Grundsätzlich würde ich bei nochmaliger Kaufentscheidung mich für das Laowa-Objektiv mit nur 2facher Vergrößerung entscheiden. Für die "normalen" Fliegen/Bienen in Deutschland genügt eine 2fache Vergößerung und die Anforderungen an die Lichtbedingungen sind geringer.

Schöne Grüße aus Bayern

Hirsch

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ADMIN

Hallo Hirsch,

herzlich willkommen bei Makrotreff!

Mit Deinem neuen Laowa-Objektiv – welches es auch sei – hast Du einen Einstieg in die Makrofotografie mit sehr großen Abbildungsmaßstäben gemacht. Damit trittst Du in eine Welt, in der es zahlreiche physikalische Parameter zu beachten gibt.

Um nun Dein Foto oben besser verstehen und Dir weiterführende Tipps geben zu können, brauche ich mehr Informationen zum Foto:

  • Mit welcher Blende hast Du fotografiert? – (Das ist die wichtigste Frage!)
  • Um welches Laowa-Objektiv handelt es sich (siehe Frage von Mainecoon weiter oben)?
  • Handelt es sich um eine Einzelaufnahme?
  • Entspricht das Foto dem Original oder handelt es sich um einen nachträglichen Ausschnitt?

Sobald Du mir diese Details mitteilst, gehe ich gerne in die konkrete Bildbesprechung.

Bis dahin

liebe Grüße,

Roland

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Makronist

Servus Roland,

vielen Dank für deine Rückmeldung. Die Aufnahme erfolgte mit dem Laowa 25mm F 2,8. Das Bild ist nicht beschnitten. Es wurde bei Blende 5,6 ohne Blitz und zusätzliche Beleuchtung aufgenommen.

Für mich ist die Beurteilung des handwerklichen Ergebnisses nach dem Stacking (12 Bilder) interessant. Die Ergebnisse von anderen Bildern in dem Forum sind m. E. in der Regel besser. Ich habe mit Schlieren zu kämpfen und einer aus meiner Sicht unbefriedigenden Schärfe.

Schöne Grüße aus Bayern

Hirsch

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ADMIN

Hallo Hirsch,

vielen Dank für die Infos zum Bild.

Schauen wir uns die Faktoren an, die maßgeblich sind für den Gesamteindruck des Fotos:

Schärfe/Unschärfe

Du hast Recht: Das Bild zeigt eine, ich nenne es mal umfassende Unschärfe. Das ist eigentlich typisch für Beugungsunschärfe. Bei Deiner Kamera wird sie auch bei Blende 5.6 bei diesem Abbildungsmaßstab bereits greifen, allerdings ist sie nicht alleine verantwortlich für die fehlende Schärfequalität und Detailgenauigkeit oben im Bild.

ISO-Wert

Du hast die Stackingreihe mit dem ISO-Wert 640 gemacht. Dieser resultiert aus den insgesamt sehr schwachen Lichtverhältnissen.

Im Makrobereich führt dieser ISO-Wert zu einem recht deutlich erkennbaren Gesamtrauschen. Größere Abbildungsmaßstäbe verzeihen hier deutlich weniger als "Normal-Fotos". Das Betrachterauge möchte die kleinsten Details sehen. Dabei stört auch bereits ein geringes Rauschen. Wird dies dann noch entrauscht, wird´s schnell matschig.

Hast Du dieses Foto oben nachbehandelt? Wurde es geschärft? Wurde es entrauscht?

Verschlusszeit

Die Verschlusszeit von 1/30s ist bei diesem Abbildungsmaßstab sehr lang. Das wird oft unterschätzt. Es kommt rasch zu Mikrobewegungen, die vom Makronisten kaum bemerkt werden, aber ausreichen, um einen latente Unschärfe zu erzeugen. Sie ist nicht als klare Verwacklung zu erkennen, sondern wirkt diffus über das gesamte Bild.
Nun kannst nur Du beurteilen, ob dieser Faktor bei der Erstellung der Stackingreihe eine Bedeutung gehab haben könnte.

Licht / Beleuchtung

Naturlicht ist zwar in der Regel ein sehr attraktives Licht, reicht aber häufig bei solch großen Abbildungsmaßstäben nicht aus. Es ist schnell zu wenig, und es kann auch von einem ungünstigen Einfallswinkel aus kommen. Das Ergebnis sind lange Belichtungszeiten (siehe oben) und ungünstige Ausleuchtung des Motivs bzw. der Details des Motivs. Das Bild wirkt häuft sehr wenig brillant.

Aus diesem Grund werden solche Fotos meistens mit Zusatzlicht erstellt. Das betrifft auch die meisten Fotos, die Du hier bei Makrotreff siehst und bei denen Du eine bessere Schärfe feststellst. Dieser Eindruck liegt nicht nur an der Schärfe, sondern auch an der Brillanz. Beides wird sehr stark gefördert durch zusätzliche Beleuchtung. Sie leuchtet die kleinsten Details im Hauptmotiv aus und wird hell und leuchtend zurückreflektiert. Die Kunst ist es nun, dieses Zurückreflektieren zu drosseln, sodass es nicht zu unschönen Reflexen kommt. Kunstlicht sollte nicht sofort als Kunstlicht erkannt werden.

In Deinem Bild kommen alle Faktoren zusammen. Und das, was Dich stört, liegt an der Summe all dieser Wirkungen.

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

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