Langbeinfliegen (Dolichopodidae) – Pfützenpoesie

Der Lebensraum dieser Langbeinfliegen sind Pfützen die sich vom anhaltenden Regen gebildet haben.

Meine Fotos entstehen möglichst auf Höhe der Wasseroberfläche, unvermeidlich das Hände, Schuhe und Kamera mit Wasser und Matsch in Berührung kommen.Einmalhandschuhe waren da eine große Hilfe um wenigsten die Hände sauber zu halten;-)

Kommentarbereich

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ADMIN

Biologie vom Feinsten + Fotografie vom Feinsten!

Hallo Gudrun,

auch dieses Foto ist wieder absolut hervorragend. Die Graphik, die Dynamik, und dann die Wiedergabecharakteristik des tollen Domiron 2.0/50mm-Vintage-Objektivs – das alles gibt die einzigartige Atmosphäre dieser kleinen Schlammpfützen wieder.

Ein bisschen Biologie...

Auf der Oberfläche dieser kleinen Waldpfützen herrscht ein ganz eigenes (Licht-)Klima; das Wechselspiel der durch die Bäume brechenden Sonnenstrahlen taucht diesen Mikrolebensraum wechselnd in gleißend starkes Licht mit irrwitzigen Reflexen und tiefdunkle Schattenbereiche. Mittendrin zahlreiche Langbeinfliegen, die teils mit sehr schnellen Bewegungen der Jagd, Revierkämpfen, Partnereroberung und der Paarung nachgehen. Ein turbulentes Fliegenleben inmitten eines turbulenten Lichtspiels.

Meine Erlebnisse – und noch ein bisschen Biologie...

Ich habe dies das erste Mal erlebt, als ich gerade den lang ersehnten Führerschein gemacht hatte. Eine meiner ersten Fahrten alleine mit dem ebenso langersehnten Auto führte mich zu einer solchen kleinen Waldpfütze, die über einige Monate ihre Feuchtigkeit sowohl oberflächlich als auch insbesondere im Boden behielt. Somit war sie perfekter Lebensraum zahlreicher Insekten, die ihre Eier in den feuchten Schlammboden legten, in dem sich die schlüpfenden Larven innerhalb der feuchten Wochen entwickeln konnten. Insbesondere verschiedene Mückenarten kommen dieser Lebensweise nach.

Und genau diese Mückenlarven sind wiederum neben anderen Kleinstinsekten Hauptnahrungsgrundlage für die Langbeinfliegen. Daher finden sich einige Langbeinfliegenarten in oft hoher Individuenzahl an diesen Pfützen ein. Hier zelebrieren sie artspezifische, hochinteressante Begattungsvorspiele mit rhythmischem Flügelspreizen und -drehen, Schweben auf der Stelle, unterbrochen durch tolle Flugmanöver mit rasanten Kehrtwenden – super spannend und auch lustig zu beobachten.

Noch ein bisschen meine Erlebnisse – und auch noch ein bisschen weitere Biologie...

Tja, und so lag ich in jungen Jahren neben meinem neuen alten, ersten Auto stundenlang im Dreck und schaute belustigt diesen kleinen Fliegen zu – genauso, wie Du es oben beschreibst. Meine Mitschüler konnten sowohl dem Fliegen- als auch meinem Verhalten wenig abgewinnen und hielten sowohl die Fliegen als auch mich für leicht bescheuert – abgesehen von einem speziellen Mitschüler, der sich ebenfalls begeistern konnte. Er wurde Biologe und ernährt heute erfolgreich sich, eine Frau, ein Kind und einen Hund. 

Übrigens: Von den Langbeinfliegen (Familie Dolichopodidae) gibt es zahlreiche verschiedene Arten, deren Bestimmung recht schwierig ist. Ein ausschlaggebendes Unterscheidungsmerkmal einiger Arten sind der Ort, die Zahl und die Länge der Borsten (!) auf ihrem Thorax (Brust). Tja, so ist das bei den Insekten... .-).

Fazit:

Also, lange Rede, kurzer Sinn: Man muss wahrscheinlich selbst stundenlang auf dem Boden gelegen haben, das Gesicht knapp über dem feuchten Dreck, und diesen faszinierenden Kleinlebensraum auf solch intensive Weise erlebt haben, um zu erkennen, wie klasse Deine Fotos sind. Die starken Bewegungen von Licht und Fliegen fängst Du perfekt mit der Kombination altes Objektiv an modernem Sensor ein. Ich sagte es bereits an anderer Stelle:

Hier trifft Biologie auf Kunst, verbindet sich moderne Fotografie mit Vintage-Optik, verschmilzt Inhalt mit Form – zu einer hochintensiven Bildaussage!

GRATULATION zu diesem Top-Foto!

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

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Makronist

Danke Roland für die "Biostunde". Vieles habe ich erleben dürfen. Wochen habe ich immer wieder diesen Ort aufgesucht um zu sehen wie sie ticken und es war immer spannend. Den Balztanz, das Begattungsvorspiel und diese waghalsigen Flugmanöver, hoch unterhaltsam und von einer besonderen Faszination. Aus dieser Welt werde ich noch einiges zeigen;-) Das die Bestimmung so kompliziert ist wusste ich nicht. Ich habe metallic grüne, und metallic rote gesehen. Auffällig für mich waren auch die Größenunterschiede.

Leider haben Wasserpfützen hier zur Zeit Seltenheitswert und wenn es sie wieder gibt werde ich Vorort sein.

Liebe Grüße Gudrun

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