Purpur-Fetthenne (Sedum cauticola) – 2

Hier das angekündigte zweite Foto des Sedum-Sternchens.

Ich habe dieses Foto aus der gleichen Perspektive aufgenommen wie das Foto Purpur-Fetthenne – 1. Die Unterschiede sind:

  • Ich verwendete das Zuiko 1.2/55mm (beim Bild Purpur-Fetthenne – 1 fotografierte ich mit dem Makro-Kilar 2.8/4cm)
     
  • Bei diesem Bild hier brach ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke (beim Bild Purpur-Fetthenne – 1 war es bewölkt)

Bokeh-Vergleich

Nun ist es sehr interessant, den Hintergrund, sprich das Bokeh, zu vergleichen.

Brennweite und Blende

Beim ersten Foto schrieb ich, dass der Hintergrund "noch ziemlich stark strukturiert ist – nahe an der Grenze zur einer zu starken Ablenkung vom Hautpmotiv". Beim zweiten Foto, also dieses hier, ist der Hintergrund wesentlich aufgelöster, also beruhigter – was natürlich kein Wunder ist bei der deutlich offeneren Blende von 1.2 in Verbindung mit 15mm mehr Brennweite. Der Unterschied zwischen Blende 2.8 und 1.2 beträgt immerhin 2 1/2 Blendenstufen! Dennoch wirkt der Hintergrund auf den ersten Blick nicht deutlich ruhiger. Dies liegt am zweiten Unterschied, dem

Licht

Es herrscht ein tiefes Sonnenlicht. Nun kommen zu den Formenstrukturen des Hintergrunds (Auflösung durch das Objektiv) die Licht-Schatten-Unterschiede des tiefen Sonnenlichts hinzu. Insbesondere die Lichtreflexe bringen eine zusätzlich Dynamik in den Hintergrund, eine zusätzlich "Unruhe". Dieses Thema hatten wir schon öfter hier bei Bildbesprechungen bei Makrotreff.

Hätte ich dieses zweite Foto ebenfalls mit dem Makro-Kilar 2.8/4cm fotografiert, wären zu dessen deutlicheren Formenstrukturen im Hintergrund zusätzlich noch die Licht-Schatten-Unterschiede und die Lichtreflexe hinzugekommen;  das Bokeh wäre zu unruhig geworden. Aus diesem Grund hatte ich rasch das Makro-Kilar gegen das schnelle Zuiko mit der deutlich offeneren Blende ausgetauscht und die veränderte Situation mit dessen Offenblende 1.2 festgehalten. Die Sonne verschwand nach wenigen Sekunden wieder und endgültig hinter den Wolken :-).

Welches der beiden Fotos ist schöner? Welches ist besser, welches schlechter? Das spielt hier eher keine Rolle, ist wohl ohnehin Geschmacksache. Mir geht es in diesem Fall um das Herausarbeiten der Unterschiede :-).

Ich wünsche allen Makronisten und Makronistinnen tolle Makromotive in der Adventszeit.

Roland

Kommentarbereich

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Makronist

Hallo Roland,

ich betrachte nun mehrfach vergleichsweise deine beiden Bilder, eine Frage beschäftigt mich erstmal:

Die in der Schärfe befindliche Blüte, die ist doch inmitten von dem Fetthenne Blütenmeer, kannst du mal noch dazu beschreiben wie du das mit der Messmethode hinkriegst, kannst du das mit deiner Kamera so eingrenzen, bzw. ist das mit einer Spot Messmethode vergleichbar?

Die Fotos bringen mich sowieso aus dem Staunen nicht raus.

Viele Grüße Sigi

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ADMIN

Hallo Sigi,

ich denke, Deine Frage zielt auf die Messmethode der Belichtung ab.

Ich habe beide Fotos mit der ESP-Messung der Kamera gemacht. Dies entspricht bei meiner Kamera der "ganz normalen" Belichtungsmeßmethode, die für den allgemeinen Gebrauch üblicherweise eingesetzt wird. Hier ist also nichts Besonderes am Werk – keine besondere Gewichtung, keine Spotmessung.

Ich würde auch Dir raten, als "Haus- und Hofeinstellung" eine ähnliche Belichtungsmeßmethode bei Deiner Canon zu wählen. Dann kannst Du das, was die Kamera macht, am besten einschätzen. Alle anderen Automatiken, Programme oder sonstiger Schnickschnack übergeben der Kamera zu viel Entscheidungsmacht. Das kann dazu führen, dass sie eine richtige Entscheidung trifft, oder eben auch nicht! Wer macht das? Die Kamera. Und nicht DU. Es ist besser, Du sagst quasi der Kamera: "Miss einfach immer die Belichtung, ganz normal, über das ganze Bild." Und DU schaust Dir nachher diese ganz normale Belichtung, die Du der Kamera angewiesen hast zu machen, an – und interpretierst sie. Passt sie? Ist das Bild zu hell? Zu dunkel? Ist der Hintergrund korrekt belichtet, das Hauptmotiv hingegen zu hell/dunkel?

Auf diese Weise sammelst Du Erfahrung und wirst mit der Zeit ein Gefühl für verschiedene Lichtverhältnisse und die entsprechende Reaktion der Kamera bekommen. Und: DU übernimmst das Ruder.

Nochmals zu den beiden Fotos des Sedum-Sternchens: Hier besteht überhaupt keine Besonderheit bezüglich der Belichtung. Deshalb passte auch die Belichtung, die die Messung der Kamera ganz normal vorgenommen und dann auch übertragen hat. Wenn man hier mit Spotmessung oder was weiß ich für Firlefans kommt, fängt es an, schlechter zu werden. Dann haut die Belichtung ganz schnell nicht mehr hin – vielleicht, weil der Spot-Messpunkt dass Hauptmotiv nicht an der korrekten Stelle abgreift, vielleicht, weil er überhaupt zu groß/klein für die Stelle im Bild ist, auf die es ankommt. Vielleicht auch aufgrund von Dingen, die man nicht mehr erklären bzw. nachvollziehen kann. Und genau da liegt das Problem. Der Fotograf muss nachvollziehen können, was seine Kamera macht.

Das Beste ist die Multi-Spotmessung. Wahnsinn!. Hierbei spottet man der Reihe nach verschiedene bildwichtige Punkte mit unterschiedlichen Helligkeiten ab. Ist man dann irgendwann damit fertig, mittelt die Kameraelektronik die Werte zu dem letztendlich einen möglichen Belichtungswert und man kann das Vögelchen fliegen lassen – wenn bis dahin die Blume nicht verblüht ist :-). Sieht in den Kamera-Verkaufsprospekten immer richtig gut aus. Ober-Spielkram!

Lasse Dich nicht täuschen von dem ganzen Zeug, was die Kameras von ihren Ingenieuren so alles verpasst bekommen. Weniges davon ist nötig, Einiges davon ist gut, das Meiste ist unsinnig, marketingwirksamer Firlefans, Spielkram. Nimmt man das zu ernst, führt es nur zu Verunsicherungen. Also am besten die ganz normale, universelle Meßmethode einstellen, diese einschätzen lernen und dann sehen wir weiter...

Lieber Gruß,

Roland

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Makronist

Ja Roland,

genau so arbeitet ein Fotograf, der im Vorfeld mit manuellen Systemen schon immer unterwegs war, das lob ich mir, und nur so wie du erklärst ist es zielführend und bringt solche Ergebnisse hervor wie es an den beiden Fotos zu sehen ist.

Mich stört es ebenso was die Kamera stellenweise produziert wenn man der zuviel an Automatik zulässt, daher geh ich auch mit kleinen Schritten dran die Funktionen selbst im Griff zu haben, vielen Dank für die Wegbeschreibung.

Lieber Gruß Sigi

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MOD

Hallo Roland!

Was für ein Unterschied! Sehr schön, dass du uns beide Bilder zum Vergleich eingestellt hast. Beide haben einen besonderen Reiz für mich. Bild 1 wirkt auf mich geschlossener und mit mehr Bezug zu der zu erahnenden Mutterpflanze.  Bei Bild 2 sieht der Stern für mich selbstständiger aus.Die hellen ,coelinfarbenen Blasen unterstützen das. Und trotzdem ist dort auch dieser Rahmen im Bild, der wie ein schützendes Nest wirkt.Ich finde beide sehr schön.

Du hast durch deine Erfahrung wählen können zwischen den Objektiven. Dies müssen wir uns noch erarbeiten. Das ist der Weg.Zu Erkennen, wann man welches Objektiv  benutzen kann ist ein großer Schritt für uns Anfänger, der bestimmt ganz wichtig ist, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.

Danke für`s Zeigen

Liebe Grüße

Gabi

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ADMIN

Grundgedanke beim Vintage-Makro-Workshop

Hallo Gabi,

Du sprichst viele wichtige Dinge an. Die beiden Fotos sind ähnlich – und doch sehr unterschiedlich. Und sie sind jedes für sich das Produkt von gezielt getroffenen Entscheidungen.

Vergleichen wir nochmal die Vintage-Objektive des Makronisten mit den Pinseln in der Hand eines Malers. Da gibt es dicke Pinsel, dünne Pinsel, weiche Pinsel, borstige Pinsel, Pinsel mit langen Haaren, Pinsel mit kurzen Haaren – und alle mit allem Zwischenstufen :-). Der Maler setzt für bestimmte Bildbereiche bestimmte Pinsel ein. Er variiert sein Werkzeug stark beim Umsetzen seiner Bildidee – immer den entsprechenden Pinsel für die jeweilige Bildidee.

Ähnlich verhält es sich mit den Vintage-Objektiven in der Hand des Makronisten / der Makronistin. Es gibt eine Menge Kombinationsmöglichkeiten zwischen Brennweite, Offenblende, der jeweiligen Abbildungscharakteristik des eingesetzten Objektivs und natürlich der Motivgegebenheit (z.B. Abstände zwischen Hauptmotiv und Kamera oder Hauptmotiv und Hintergrund, Perspektive usw.). Genau das sind die Kreativ-Werkzeuge, mit denen der Makronist oder die Makronistin ein Bildidee umsetzt und schließlich ein kleines oder größeres Kunstwerk malt.

Und hier schließt sich der Kreis zum Vintage-Makro-Workshop im kommenden Frühjahr. Genau aus diesem Grunde werde ich den Teilnehmern so viele verschiedene Objektiv-Senioren zum selber Ausprobieren anbieten (nicht nur zum Anfassen :-)). Dann können die Teilnehmer am Praxistag mit mir zusammen genau diesen Kreativspielraum kennen- und anwenden lernen. Ich bin sicher, das wird riesigen Spaß machen...

Lieber Gruß,

Roland

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MOD

Hallo Roland!

Ich bin schon ganz gespannt auf den Workshop und auf die  anderen Objektiv- "Pinsel", die du uns noch vorstellen wirst. Das  Thema  finde ich total spannend und ich freue mich schon drauf.:-) Habe echt nicht gedacht, dass es so einen Anklang hier findet. Die Art des Fotografierens ist ganz schön " Art" und nicht nach jedermanns Geschmack. ;-)  Schön auch, dass alte Hasen uns hier ihre Objektive vorstellen. Da bekommt man immer einen guten Eindruck, wie welches Teil so zeichnet .

Liebe Grüße

Gabi

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ADMIN

Hallo Gabi,

ich werde eine ganze Menge äußerst erschwingliche Klassiker sowie viele absolute Raritäten mitbringen. Ich decke gezielt diese beiden Bereiche ab, sodass sicher für jeden Teilnehmer etwas Interessantes dabei ist.

Tja, und dann werden wir uns natürlich schwerpunktmässig auf die Erstellung von Fotos mit den Vintage-Objektiven konzentrieren – also auf das Malen mit der Kamera selbst. Denn letztendlich geht es um´s Fotografieren. So schön diese Objektiv-Oldies sind, letztendlich sind sie für uns (edle) Werkzeuge, mit denen wir das kreativ-fotografische Arbeiten lernen werden. Denn wenn man einmal raus hat, wie das geht, wird man ein hohes Maß an Erfüllung spüren. Es macht wirklich riesige Freude. Das sieht man ja hier in dieser Galerie bei Makrotreff. Hier geht ja richtig die Post ab :-)!

Lieber Gruß,

Roland

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