Erster Frost

Ich bräuchte hierzu mal eine Einschätzung.

Ich war am Sonntag ganz früh draußen und habe versucht mit dem Trioplan Bilder vom Raureif zu machen. Leider bin ich mit der Schärfe  nicht klargekommen. Alle Bilder sehen irgendwie unscharf aus. Kann das an der Spiegelung liegen?  Ich habe teilweise versucht die aufgehende Sonne schräg seitlich zu nutzen. Ist das der Fehler? Vielleicht hat jemand einen Tipp, wie ich es besser hinbekomme. :-)

Liebe Grüße

Gabi

Trioplan 100, Blende 2,8

Kommentarbereich

Profile picture for user Mainecoon

Makronist

Hallo Gabi,

was ich ausschließen möchte: dass es an dir liegt. Du weißt, wie man mit der Kamera umgeht und mit Blende/ISO/Zeit.

Bleiben folgende Möglichkeiten:

  1. Das Objektiv ist defekt bzw. hat eine kleine Macke. Bei Vintage immer anzunehmen.
  2. Dieses Trioplan ist vielleicht besser von der Schärfe, wenn du leicht abblendest. Schon mal probiert?
  3. Es gibt Objektive, die "liegen" einem nicht. Bei mir ist es ein hervorragendes Helios, mit dem ich mich noch immer nicht wirklich anfreunden konnte.

Am Sonnenstand liegt es sicherlich nicht. Mach doch mal eine Blendenreihe und schaue, ob das Objektiv überhaupt scharf sein kann.

Liebe Grüße

Mainecoon

Profile picture for user Flora1958

MOD

Hallo Mainecoon,

lieben Dank, dass du drübergeschaut hast.:-) Das Objektiv ist in Ordnung. Leicht Abblenden wäre sicher eine Möglichkeit, jedoch ist das Bokeh dann nicht mehr so schön. Werde es aber mal probieren. Sonst ging es ja auch. Das irritiert mich. Vielleicht lag es an der Kälte. Meine Hände waren nach 2 Stunden draußen doch etwas durchgefroren. Vielleicht habe ich es einfach nicht mehr richtig eingestellt.Ich werde das mit der Blende nochmal probieren. Schade,denn jetzt ist das schöne Laub nicht mehr da oder braun durch den Frost.Aber so ist es eben.

Was hast du für Probleme mit deinem Helios? Manchmal sind es wirklich nur Kleinigkeiten, die nicht stimmen. Die Altgläser sind schon ein Ding für sich.;-)

Ich wünsche dir noch einen schönen Abend

Sei lieb gegrüßt

von Gabi

Profile picture for user Roland

ADMIN

Licht-Tänze

Hallo Gabi,

es ist nicht ganz einfach, bei den Bedingungen, die Du schilderst, scharf zu stellen. Raureif und Sonne, das ergibt starke Lichtpunkte, Spitzlichter, die im Objektivtubus und vor allem auf den Linsen stark gebrochen werden. Dies kann zum einen das Scharfstellen sehr erschweren und zum anderen den Schärfeeindruck der Fotos beeinflussen.

Senioren können eigenwillig sein

Wir fotografieren hier mit jahrzehntealten Linsen – also mit einer Optik, die einem sehr frühen Entwicklungsstand entspricht. Teilweise wurden solche Linsen früher vergütet, teilweise nicht. Wenn sie vergütet wurden, sind diese Vergütungen nicht vergleichbar mit den heutigen, hier hat sich sehr viel in der Entwicklung getan. Und selbst, wenn die alten Linsen für damalige Verhältnisse hervorragend vergütet wurden, ist von dieser Vergütung heute in den meisten Fällen kaum noch etwas übrig. Entweder ist die Wirkung völlig verloren gegangen oder, was noch "interessanter" ist, sie ist in unterschiedlicher Ausprägung auf der Linse vorhanden. Dann wird´s richtig spannend...

Extreme Bedingungen

Nun trifft auf diese Glasflächen das heftigste Licht, das es gibt: Reflexlichter einer kräftigen Sonne in Eiskristallen, spitz wie Laserstrahlen, hell wie die Sonne selbst. Sie überstrahlen bereits von sich aus. Die Luft-Glasflächen der Linsen erzeugen zusätzlich Streuungen, starke Flares und heftigste Überstrahlungen.

Da ist es ganz natürlich, dass sowohl die Scharfstellung selbst eine Herausforderung wird (schließlich schaust Du beim Scharfstellen durch diese lichtdurchfluteten Gläser) als auch die Schärfewiedergabe auf dem Sensor.

Gabi, Du hast alles richtig gemacht. Die Fotos sind, ich habe sie genau betrachtet, scharf – so scharf, wie sie bei den gegebenen Bedingungen sein können. Die Eigendynamik des Lichts bei diesen alten Schätzen muss hierbei berücksichtigt werden.

Alte Objektivberechnungen, moderne Sensoren, Licht und eine geschickte Makronistinnen-Hand – das ist der Cocktail für hochgradige Kreativfotos.

Du wirst noch oft erleben, dass diese Objektive, auch das Trioplan, nicht immer gleich arbeiten. Du machst tagelang solide, einschätzbare Fotos mit einem Vintage-Objektiv. Und plötzlich liegen andere Lichtbedingungen vor. Dieses andere Licht spielt im Objektiv sein eigenes Spiel, führt in seinem Tubus plötzlich einen ganz individuellen Tanz durch – was zu völlig eigenen, Dir vielleicht bisher unbekannten Abbildungsergebnissen führt. Für solche besonderen Lichtsituationen sind viele alte Vintage-Objektive bereitwillig anfällig – so auch das Trioplan. Das macht die Vintage-Fotografie so reizvoll.

Also: Experimentiere weiter, scheue hierbei keine auch noch so extravagante oder extreme Lichtsituation. Lasse Deinem Objektiv lockere Zügel, lasse im Freiraum – den Freiraum, den es braucht, um mit dem Licht nach seinen eigenen Regeln zu spielen. Lasse Dich von Deinem Objektiv führen, ähnlich wie beim Tanz zweier Menschen. Und Du wirst fasziniert sein von dem, was aus dieser Verbindung zwischen Objektiv und Dir herauskommt... :-).

Lieber Gruß,

Roland

PS: Wir werden hier bei Makrotreff noch viele solche Beispiele sehen. Das macht richtig Spaß!

Profile picture for user Flora1958

MOD

Guten Morgen ,Roland!

Jetzt hast du mich aber aus der Verzweiflung geholt, dann ist ja alles gut!  Puuuhhh! Habe echt gedacht, ich hab`s verk..... , du weißt schon.  :-) Das Licht und die Stimmung am Sonntag waren so einmalig schön und ich dachte, jetzt hast du das irgendwie nicht hinbekommen. Das ist so schade. Ich hatte diese Strahlung schon irgendwie im Verdacht, weil es beim Scharfstellen schon sehr schwierig war durch das Glitzern hindurch die Schärfe zu legen. Aber das habe ich in solchen Situationen mit dem 100er auch. Nur mit anderem Ergebnis. Das hatte ich jetzt so nicht erwartet. Senioren sind halt eigenwillig, das kenne ich! :-) Werde ich in derZukunft noch mehr berücksichtigen und mich auf die Ergebnisse freuen!

Ganz lieben Dank

sagt dir 

Gabi

Profile picture for user Martin
Makronist

Puuuhh!

Dieses Glas!

Was zaubert das für ein schönen Hintergründe!

Ist nicht jedermanns Geschmack aber Ich mag es! ;-)

Wauw!

Es muss nicht immer scharf sein!

Das sind so richte nice Vintage Bilder.

Mit dem schönen licht hast du es echt verzaubert.

Mercy fürs zeigen.

Grüße Maddin

Profile picture for user Roland

ADMIN

Hallo Maddin,

ich kann Deine Begeisterung voll verstehen. Das Trioplan 2.8/100 ist ein absoluter Allrounder. Ohne direktes Sonnenlicht malt es ein phantastisches, fein strukturiertes und sehr individuelles Bokeh. Kommt die Sonne dazu, fängt es an zu zaubern. Es wird wilder, wirft kleine Flammen – und malt bei Spitzlichtern die klassischen Trioplan-Bubbles :-).

Es gibt wirklich eine Menge tolle Vintage-Objektive. Insbesondere die Partnerschaft mit modernen Sensoren verhilft ihnen zu wahren Kunstwerken. Und das Trioplan 100 ist unter ihnen ein ganz besonderes Objektiv. Seine Art zu malen erkennt man unter allen heraus. So viel Individualität findet man nicht so häufig bei den vielen tollen Vintage-Senioren.

Lieber Gruß,

Roland

Profile picture for user Angelia Decker

Hi Roland,

man kann deine Begeisterung so richtig spüren, wenn ich deinen Text lese.

Das hier habe ich grade Gabi mitgeteilt.

Ein kleiner Vintage Fan bin ich schon länger. Habe ein Helios 55mm 2.0 was ein schönes swirly Bokeh zaubert, was ich sehr gerne mag. Und ein Minolta 55mm 1.7, was auch einen anderen Look hat. Aber das Tripolan hab ich schon seit einiger Zeit im Auge, habe aber noch nicht intensiv danach gesucht. Was sich jetzt ändern wird! Tschakka! :-))

Liebe Grüße 

 

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich angezeigt. Deine Emailadresse ist nötig, um Dich über neue Antworten zu informieren.