Riesen-Schlupfwespe (Dolichomitus mesocentrus) – Korrektur: Schlupfwespe (Ichneumonidae)

Hallo,

das Insektenjahr geht dem Ende entgegen. Wie schade! Aber noch ist es nicht ganz vorbei.

In den letzten Tagen konnte ich die Riesen- Schlupfwespe (Dolichomitus mesocentrus) beobachten. Das Tier ist 25-35 mm, mit Legebohrer bis 80mm lang. Die Literatur sagt, sie parasitiere in der Regel Bockkäferlarven. Bei uns treibt sie sich an den Wildbienennestern in „Insektenhotels“ rum.

Zunächst untersucht sie die meistens mit Lehm verschlossenen Röhrchen der Nisthilfe. Ist die Wahl getroffen, öffnet sie die lange zweiteilige Scheide am Hinterleib, der vorher geschützte Legestachel wird ausgefahren und in oft akrobatischer Weise an die die Röhrchen verschließende  Lehmkappe herangeführt. Dann beginnt die Wespe, sich langsam im Kreis zu drehen. Der Bohrer bohrt. Ist er weit genug eingedrungen, wird ein Ei gelegt und der Vorgang beginnt an einem anderen Röhrchen von Neuem. Sollten aus allen Eiern Wespen schlüpfen, werden wir davon im nächsten Jahr reichlich haben, die Wespe hat wirklich fleißig gelegt! 

Da es -wie immer- schon reichlich Fotos des Tieres gibt, habe ich mal was anderes versucht. Ungewöhnliche Perspektiven und Aufnahmen mit der Raynox 250 – Nahlinse vor dem 60mm Makroobjektiv. Etwas gewagt, aber warum nicht...
Liebe Grüße
Ingo


Oly 60mm 2,8, Raynox, Blitz

Kommentarbereich

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Makronist

Hallo Ingo,

du zeigst eine sehr interessante, bizarre Schupfwespe. Die habe ich noch nie entdeckt. Sehr gut hast du sie in Bildern  festgehalten. 

L G.  Astrid 

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ADMIN

Hallo Ingo,

diese Schlupfwespen sind eine hochinteressante Insektengruppe. Schön, dass Du sie fotografieren konntest.

Bei der von Dir fotografierten Art handelt es sich nicht um die Riesen-Schlupfwespe (Dolichomitus mesocentreus), sondern um eine andere Art – sichere Bestimmung anhand der Fotos nicht möglich. Ich setzte einen entsprechenden Hinweis in den Bildtitel.

Dieser Art hier parasitiert auch nicht an Bockkäferlarven, sondern wahrscheinlich an Wildbienenlarven. Damit passt auch ihr Auftauchen an der Nisthilfe.

Sie belegt in der Regel ein Röhre mit nur einem eigenen Ei – denn ihr Nachwuchs benötigt mehrere Wildbienenlarven, um sich vollständig zu entwickeln.

Deine Zeilen beschreiben sehr schön, wie sich der Bohrvorgang vollzieht :-).

Liebe Grüße

Roland

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Makronist

Hallo Roland,

in meiner persönlichen Schlupfwespen- Gartenentdeckungtabelle schreibe ich fast immer nur "Schlupfwespe" und füge ein Belegfoto hinzu. Hier dachte ich mal, ich wüsste, was es ist, und lag schupps daneben. Sorry und danke für die Korrektur!

Liebe Grüße

Ingo

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Makronist

Eine Ergänzung: Man kann sich schon fragen, wie es der Wespe gelingt, genügend Druck auf den ultralangen Legebohrer zu bekommen, ohne dass dieser wegknickt. Die Lehmdeckel der Niströhre sind immerhin ganz schön hart.

Ein Grund muss in der -bei aller Flexibilität- besonderen Verwerfungssteifigkeit des Legebohrers liegen. Die ersten beiden Bilder zeigen aber auch, dass das Insekt zusätzlich den Bereich zwischen den Beinansätzen als Führungs- und Stabilisierungshilfe für den „Bohrer“ nutzt. Mithilfe dieser seitlichen Führungsschienen kann er nicht so leicht wegknicken. 

Das letzte Bild zeigt am Hinterleib die zweiteilige Scheide für den Legestachel. Dort wird das Werkzeug nach Gebrauch geschützt verwahrt.

Profile picture for user Jörg_13595
Makronist

Hallo Ingo,

wirklich spannend deine Fotoserie zum Einsatz des Legestachels bei dieser Schlupfwespe!

Mir gefällt das 1. Foto in der Galerie besonders gut ("sie bohrt"), weil die Körperhaltung beim Anbohren klar zu erkennen ist. Aber für das Verständnis des Vorgangs sind auch die ergänzenden Fotos klasse.
Wie lange dauert so ein Bohrvorgang bei der von dir beobachteten Schlupfwespe? Bei Arten, die festes Holz anbohren (Rhyssa spec.) soll die Eiablage ja bis zu einer Stunde dauern (30 min Hineinbohren, 10 min Platzieren des Eies, 20 min Herausziehen). Wenn nur die Lehmschicht durchbohrt werden muss, geht es vermutlich schneller...

Liebe Grüße,
Jörg

Galathea_5_0097-0100.pdf (zobodat.at)

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Makronist

Hallo Jörg,

tja, wie lange dauert der Bohrvorgang? In solchen Situationen konzentriert man sich ja aufs Fotografieren und schaut nicht auf die Uhr. Deshalb muss ich schätzen und würde mal sagen 5 - 15 min. Aber ohne Gewähr!

Dass "deine" Holzwespen-Schlupfwespe und ihre Artgenossen bis zu einer Stunde benötigen finde ich absolut beeindruckend, auch die 20 min allein für das Herausziehen! Eigentlich müsste man demnach ja beste Fotogelegenheiten haben, wenn sie ihren Stachel erstmal versenkt hat ;-). Leider habe ich diese Art noch nie beobachten können. 

Liebe Grüße und schönes Wochenende

Ingo 

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Makronist

Hallo Ingo,

möglicherweise fühlte sich "meine" Schlupfwespe durch die Nähe meines Makroobjektivs (und den Fotografen dahinter) gestört oder die Stelle war irgendwie doch nicht die richtige. Ich hatte jedenfalls nur 2-3 Minuten zum Fotografieren.

Vielleicht sind die Angaben in der Literatur auch maßlos übertrieben...

Auf jeden Fall hochinteressante Tiere!

Profile picture for user Jörg_13595
Makronist

Hallo Ingo,

hier noch eine kleine Ergänzung: Ich habe meine Fotos durchgesehen und finde bei der Holzwespen-Schlupfwespe (Rhyssa persuasoria) auch die von dir beschriebene Stabilisierung des Legestachels mit den Beinansätzen. Das war mir vorher gar nicht aufgefallen, ist bei mir auch nicht so gut zu erkennen wie auf deinen Fotos. Leider ist die Schlupfwespe nicht ganz scharf und flog dann weg, bevor ich bessere Fotos machen konnte...

Profile picture for user UVO
Makronist

Servus Ingo, hochinteressante Einblicke in die Bohr-Mechanik dieses Insekts zeigst du uns hier. Bild 1 ist fotografisch mein Favorit, aber die zusätzlich eingestellten Bilder mit der "Bohrerführung" sind der absolute Hit. Wenn du das nächste mal zu uns in die Oberpfalz kommst, musst du den Jungs von der Kontinentalen Tiefbohrung in Windisch-Eschenbach ein paar Tipps geben (damals tiefstes Bohrloch der Welt). Bei denen ist das Bohrloch ab einer bestimmten Tiefe irgendwann mal waagerecht verlaufen...

Schöne Grüße

Uli 

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